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Minuszinsen – Zinsen unter null

Warum verlangen Banken Negativzinsen?

Dass immer mehr Banken dazu über gehen, Negativzinsen gegenüber ihren Kunden zu verhängen, ist direkte Folge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist die "Bankzentrale", bei der sich die Geschäftsbanken des Euroraums einerseits Geld für ihre Kreditgeschäfte leihen und andererseits bei Bedarf überschüssige Kundengelder zwischenparken können. Dafür legt die EZB eigene Zinssätze fest. Die beeinflussen wiederum die Zinsen, die Geschäftsbanken ihren Kunden gegenüber ansetzen – für Kredite wie auch für Geldanlagen.

Mit dem Ziel, mit besonders günstigen Krediten das Wirtschaftswachstum im Euroraum kräftig anzukurbeln, hat die EZB ihre beiden wichtigsten Zinssätze in den vergangenen Jahren drastisch gesenkt:

Kredit zum Nullzins

Der Hauptrefinanzierungssatz (aka der Leitzins) ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB kurzfristig Geld für ihr eigenes Kreditgeschäft leihen können. Normalerweise ist dieser Zinssatz positiv, die Banken zahlen also Zinsen, wenn sie sich von der Zentralbank Geld leihen. Im Kreditgeschäft berechnen die Banken ihren Kunden ihrerseits Zinsen, und zwar mehr, als sie der EZB zahlen müssen. Damit machen die Banken Gewinn.

In den letzten Jahren hat die EZB ihren Leitzins aber immer weiter gesenkt. Seit März 2016 beträgt er glatte 0,0 Prozent – seither können sich Geschäftsbanken von der EZB also zum Nullzins Geld leihen.

Strafzins für Einlagen

Daneben gibt es den Einlagesatz. Das ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken überschüssige Kundengelder kurzfristig bei der EZB anlegen können. Normalerweise ist auch der positiv. Banken bekommen also Zinsen, wenn sie Kundeneinlagen, mit denen sie gerade nicht anderweitig arbeiten können, bei der EZB zwischenparken.

Diesen Einlagesatz hat die EZB in den letzten Jahren aber auch immer weiter gesenkt. Schon im Juli 2012 auf 0,0 Prozent; im Juni 2014 wurde er erstmals negativ (-0,1 Prozent). Seit September 2019 liegt er bei -0,5 Prozent – Banken müssen also selbst "Strafzinsen" zahlen, wenn sie überschüssige Kundengelder bei der EZB anlegen.

Die Botschaft der Zentralbank ist deutlich: Die Geschäftsbanken sollen bloß kein Geld zurück halten, sondern Kredite vergeben, was das Zeug hält. Das Geld dafür bekommen sie quasi nachgeworfen. Wer jetzt einen Kredit aufnehmen will, findet deshalb sehr günstige Konditionen (sollte aber im Auge behalten, dass eine Anschlussfinanzierung in einigen Jahren wieder teurer werden könnte).

Das Nachsehen haben die Sparer

Die Verlierer bei dieser Niedrigzinspolitik sind die Sparer: Ihre Kundeneinlagen sind für die Banken völlig unrentabel geworden. Bei der EZB bekommen die Banken ja Geld zum Nullzins, mit größeren Liquiditätsüberschüssen machen sie Verluste. Deshalb sind die meisten Banken dazu übergegangen, ihren Kunden praktisch bis gar keine Zinsen mehr zu zahlen; und deshalb gehen immer mehr Banken noch einen Schritt weiter und belegen die Einlagen ihrer Kunden sogar mit Negativzinsen.

Bisher trifft das vor allem Sichteinlagen: Gelder auf Girokonten und Tagesgeldkonten, über die Anleger jederzeit voll verfügen und mit denen Banken deshalb schlecht planen können. Die meisten Banken berechnen Negativzinsen dabei nur für Einlagen, die einen bestimmten (oft sehr hohen) Betrag übersteigen; manche allerdings auch schon ab dem ersten Euro.

Oft sind Negativzinsen auf Geschäftskonten beschränkt, denn die neigen naturgemäß zu höheren Einlagen als private Konten. Eine wachsende Zahl an Banken bittet aber auch private Sparer zur Kasse.

Tipp: Unser Tagesgeldrechner kann eine entsprechende Zinsstaffel, auch mit Negativzinsen, berücksichtigen – also verschiedene Zinssätze für verschiedene Guthabenbereiche. Grundsätzlich können alle Rechner auf Zinsen-berechnen.de, die mit Zinsen rechnen, auch mit negativen Zinssätzen rechnen.

Lesen Sie weiter: Wann dürfen Banken Negativzinsen verlangen – und wann nicht?


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