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Minuszinsen – Zinsen unter null

Kredite mit Negativzinsen

Ein Kredit mit Negativzinsen? Geld dafür bekommen, dass man sich Geld leiht? Klingt unglaublich, wird aber so angeboten. Zumindest theoretisch – praktisch hat die Sache ein paar entscheidende Haken.

Dass Kredite im aktuellen Niedrigzinsumfeld ziemlich günstig sind, überrascht nicht, schließlich können sich Banken bei der EZB derzeit praktisch kostenlos Geld leihen. Einzelne Anbieter gehen aber noch einen Schritt weiter: Sie bieten ihren Kunden Kredite zu Negativzinsen an. Statt Zinsen zu zahlen, bekommen die Kunden Zinsen dafür, dass sie einen Kredit aufnehmen.

Beispiel: Ein Kredit über 1.000 Euro ist mit -3,5 Prozent effektivem Jahreszins ausgewiesen. Der Kunde muss dabei (in zwölf Monatsraten) nur 980,84 Euro zurück zahlen. Die restlichen 19,16 Euro darf er als Zinsen behalten.

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Zu schön, um wahr zu sein? Jein. Solche Kredite mit Minuszinsen kommen durchaus von seriösen Anbietern. Sie haben aber trotzdem ein paar wesentliche Haken. Denn wer Geld verleiht, verdient immer daran – auf irgendeine Weise.

Wie funktionieren Kredite mit Negativzinsen?

Kredite mit Negativzinsen werden nie direkt von Banken angeboten, sondern immer von Drittanbietern, zum Beispiel Kreditvergleichsportalen. Da diese selbst keine Kredite vergeben dürfen, arbeiten sie dafür aber mit einer Bank zusammen. Das heißt: Der Kredit kommt von der Bank, wird aber über den Drittanbieter abgewickelt.

Die Bank verlangt ihrerseits sehr wohl positive Zinsen für den Kredit, sie will ja daran verdienen. Der Drittanbieter gibt aber seinerseits den Kredit mit Negativzinsen an seine Kunden weiter. Die Differenz zwischen den niedrigeren Kreditraten, die die Kunden zahlen, und den höheren Raten, die die Bank verlangt, zahlt der Drittanbieter. Indem er einen Teil der Kreditkosten selbst trägt, kann er den Kredit gegenüber seinen Kunden mit Negativzins ausweisen.

Natürlich macht der Drittanbieter das nicht aus reiner Nächstenliebe: Kredite mit Negativzinsen sind Werbeaktionen, mit dem Ziel, Kunden anzulocken und darüber natürlich auch mehr normale, regulär verzinste Kredite an den Mann oder die Frau zu bringen. Dabei haben diese "Schnäppchenkredite" gleich mehrere Schwachstellen.

Wo liegen die Haken?

Erstens: Die verheißenen Negativzinsen gelten praktisch immer nur für eine ganz bestimmte, geringe Kreditsumme. Zum Beispiel 1.000 Euro. Gleichzeitig wird für die Kreditvergabe eine astreine Bonität, zuverlässiges Einkommen und bloß keine negativen SCHUFA-Einträge vorausgesetzt.

Wer aber so knapp bei Kasse ist, dass er für die geringe Summe tatsächlich einen Kredit bräuchte, oder den Betrag nutzen möchte, um damit einen anderen, teureren Kredit abzulösen, der erfüllt diese Bedingungen oft nicht – und hat damit keine Chance auf den Minuszins-Kredit. Wer den Kredit also bräuchte, der bekommt ihn sehr wahrscheinlich nicht – und wer ihn bekommt, der bräuchte ihn eigentlich nicht.

SCHUFA-Eintrag und Datenübermittlung inklusive

Wer ihn bekommt, könnte natürlich auf die Idee kommen, den Kredit mit Negativzinsen als Geldanlage zu nutzen. 1.000 Euro Kredit aufnehmen, nur 980 Euro zurück zahlen, der Rest ist Gewinn. Hier kommt jedoch der nächste Haken ins Spiel, denn der Minuszins-Kredit erzeugt, wie jeder Kredit, einen SCHUFA-Eintrag. Weitere, ggf. nötigere Kreditaufnahmen werden dadurch erschwert bzw. verteuert. Der Drittanbieter freut sich natürlich, wenn Sie sich dann wieder an ihn wenden.

Vorsicht: Wer sich die Konditionen entsprechender Kreditangebote durchliest, stößt regelmäßig auf den Begriff "SCHUFA-frei". SCHUFA-frei ist hier aber lediglich die Kreditanfrage – nicht der Kredit selbst!

Und der Anbieter zieht noch einen weiteren Nutzen aus seinen Negativzins-Krediten: Mit all den Anfragen bekommt er nämlich auch jede Menge persönliche Daten. Weiterverkaufen darf er die zwar nicht unbedingt, aber er kann sie selbst nutzen, zum Beispiel um künftig noch viel mehr Werbung für weitere (natürlich teurere) Kreditangebote zu verschicken.

Unser Fazit

Auch wenn sich ein Kredit zu Minuszinsen verlockend anhört, gehen Sie mit gesundem Verstand heran. Es gibt keine kostenlosen Verbraucherkredite. Und schon gar nicht wird man für eine Kreditaufnahme auch noch bezahlt, zumindest nicht unterm Strich. Auf irgendeine Weise verdient der Kreditgeber immer daran. Sind wie in diesem Fall zwei Parteien an der Kreditvergabe beteiligt, verdienen beide daran. Sie als Kunde dagegen zahlen – auf welche Weise auch immer.


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