Kalte Progression

Die Kalte Progression ist eine Art passive Steuererhöhung. Zu Kalter Progression kommt es, wenn die Einkommensteuer nicht oder nicht ausreichend an die Entwicklung von Preisen und Einkommen angepasst wird.

Die deutsche Einkommensteuer berechnet sich nach einen progressiven Steuertarif. Dabei werden unterschiedliche Einkommensbereiche unterschiedlich stark besteuert; in niedrigeren Einkommensbereichen gelten niedrigere Steuersätze, in höheren höhere.

Von Kalter Progression spricht man, wenn bei steigendem Einkommen die Einkommensteuer infolge des progressiven Steuertarifs stärker ansteigt als das Einkommen selbst. Als Beispiel: Steigt das Einkommen um 1,0 %, die geschuldete Einkommensteuer gleichzeitig aber um 1,8 %, kommen weniger als die ursprünglichen 1,0 % Einkommenssteigerung beim Verdiener an, es kommt zu einer überproportionalen Steuermehrbelastung. Anschaulich nachzuvollziehen ist dies mit dem Einkommensteuer-Jahresvergleichsrechner.

Die Kalte Progression führt dabei nicht zur Verringerung des Einkommens, denn die Einkommensteuer ist so gestaltet, dass bei steigendem Einkommen nur die "neuen" höheren Einkommensanteile höher besteuert werden, die "alten" niedrigeren Anteile aber wie zuvor. Sie bewirkt aber, dass die Einkommenssteigerung nicht im beabsichtigten Maß beim Verdiener ankommt.

Gleichzeitig sinkt inflationsbedingt auch die Kaufkraft des nach Steuern noch verbleibenden Einkommens. Die Kalte Progression hat deshalb zur Folge, dass auch ein durch die Einkommenssteigerung beabsichtigter Inflationsausgleich nicht richtig zum Verdiener durchdringt.

Somit führt Kalte Progression zu einer schleichenden Steuermehrbelastung, die dadurch kaschiert wird, dass sich der Steuertarif selbst gar nicht ändern muss. Die Kalte Progression wird deshalb umgangssprachlich auch "heimliche" Steuererhöhung genannt. Da das nicht Sinn und Zweck der Einkommensteuer ist, muss der Steuertarif nach Bedarf an die Entwicklung der Preise und Einkommen angepasst werden.

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